Konstanz - die Wiege Preußens?!

Stadtführung Konstanz Fassadengemälde am Haus zum Hohen Hafen in Konstanz

Konstanz ist die Wiege Preußens.

Oder: Die Geschichte Preußens beginnt in Konstanz.

 

Das sind Sätze, zu deren Gebrauch man als Konstanzer Stadtführer gern verleitet ist, führen sie bei einer Stadtführung doch zu einem besonderen Überraschungseffekt - vor allem aus dem nördlichen (preußischen) Deutschland.

 

Ganz von der Hand zu weisen sind diese Behauptung allerdings nicht. Denn Konstanz hat einen maßgebenden Einfluss auf die Geschichte Preußens - durch ein Ereignis, dass sich während des Konstanzer Konzils (1414 bis 1418) in der Stadt ereignete.

 

Der damalige Burggraf Friedrich von Nürnberg wurde nämlich 1417 am Haus zum Hohen Hafen von König Sigismund mit der Mark Brandenburg belehnt.

Tourismus Konstanz Der Burggraf von Nürnberg

Aber von Anfang an...

 

Jener Burggraf von Nürnberg und spätere Friedrich I. von Brandenburg wurde 1371 in Nürnberg geboren, als Sohn des seiner Zeit regierenden Burggrafen von Nürnberg.

 

Im österreichischen Dienst kämpfte er eng an der Seite des ungarischen und späteren deutschen Königs Sigismund, wodurch eine Art Freund- bzw. Kameradschaft entstand sein soll.

 

Nach dem Tod seines Vaters wurde er schließlich selbst Burggraf von Nürnberg - und Oberhaupt der Hohenzollern, deren Adelsgeschlecht er angehörte.

Ausflüge Konstanz Belehnung mit der Mark Brandenburg

Von den Reibereien im Frankenland hatte Friedrich allerdings bald die Nase voll, gab die Herrschaft über Ansbach auf und trat 1409 in die Dienste des Königs Sigismund ein.

 

1411, als König Sigismund sich die Herrschaft der Mark Brandenburg gesichert hatte, beförderte dieser den ehemaligen Burggrafen von Nürnberg zu seinem ersten Hauptmann.

Mit eiserner Hand - so wird zumindest berichtet - setzte sich Friedrich gegen den rebellierenden Adel der Mark Brandenburg durch.

 

Sein Engagement und seine Erfolge wurden ihm von König Sigismund am 18. April 1417 gedankt, indem er am Haus zum Hohen Hafen - am heutigen Konstanzer Obermarkt - mit der Mark Brandenburg belehnt und somit zum Kurfürsten von Brandenburg erhoben wurde.

Konzil Konstanz Friedrich II. von Brandenburg

Nebenbei sei noch bemerkt, dass der finanziell sehr gut situierte Nürnberger Burggraf dem, sich stets in Finanznot befindlichen, König Sigismund wohl auch finanziell erheblich unter die Arme griff.

 

Nach dem Konstanzer Konzil währte die Freundschaft zwischen Friedrich I. von Brandenburg und König Sigismund übrigens nicht mehr lang. Friedrich missfiel nämlich, wie gewaltsam Sigismund gegen die Hussiten - jene Anhänger von Jan Hus, die seinen reformatorischen Weg fortsetzen wollten - vorging.

 

Auch die ständigen Konflikte und Fehden in der Mark Brandenburg setzten Friedrich sehr zu. So beschloss 1425 - im Alter von 54 Jahren - sich auf die Cadolzburg (in der Nähe von Nürnberg) zurückzuziehen.

 

Dort lebte er fortan komplett zurück gezogen. Bis zu seinem Tod am 20. September 1440 blieb er zwar vom Titel her Kurfürst von Brandenburg, die Regentschaft hatte er allerdings bereits seinem Sohn übertragen.

Stadtführung Konstanz Krönung des Königs von Preußen

Und warum nun "Wiege Preußens"?

 

Festzuhalten ist, dass der ehemalige Burggraf Friedrich von Nürnberg in Konstanz zu Kurfürst Friedrich I. und damit Herrscher über Brandenburg wurde. Und dass damit die brandenburgisch-hohenzollerische Linie begründet wurde, die später alle preußischen Könige stellte.

 

Als 1618 die herzoglich-preußische Linie erlosch, übernahmen die Erben Friedrichs I. von Brandenburg einen Teil Preußens und nannten sich fortan Könige in Preußen.

 

Friedrich III., ein Nachfahre unseres ehemaligen Burggrafen, krönte sich 1701 mit Zustimmung des damaligen Kaisers zum König von Preußen und wurde somit Friedrich I. von Preußen.

 

Damit verlor der Name Brandenburg schließlich an Bedeutung. Man sprach nicht mehr von Brandenburg-Preußen, sondern vom Königreich Preußen.

Stadtführer Konstanz, Historiker Helmut Bischoff, Reiseleiter Konstanz, Gästeführung Stadtführung Konstanz Kaiser Wilhelm II. in Konstanz 1888

Um die Bedeutung von Konstanz und dem Obermarkt als "Wiege Preußens" zu verdeutlichen ist folgendes vielleicht noch hilfreich zu wissen.

 

Kaiser Wilhelm II., der zwar politisch nicht sonderlich geschickt agierte, war sich allerdings der der geschichtlichen Bedeutung von Konstanz im Zusammenhand mit Preußen sehr wohl bewusst.

 

Gleich zwei Mal reiste er nach Konstanz! Zuerst besuchte er die Stadt 1888 - im sogenannten Dreikaiserjahr - als er frisch zum Deutschen Kaiser und König von Preußen gekrönt worden war, um die Wichtigkeit von Konstanz mit seiner Position als Kaiser herauszustellen.

Sein zweiter Besuch fand 1917 statt, als sich Deutschland mitten im 1. Weltkrieg befand!

 

Denn in diesem Jahr jährte sich die Belehnung von Friedrich von Nürnberg mit der Mark Brandenburg zum 500. Mal. Trotz oder gerade wegen dem Krieg war es ihm als außerordentlich wichtig, den Ort der Grundsteinlegung (also der Wiege) des preußischen Königreichs zu diesem Jubiläum einen Besuch abzustatten und dort seine eigene Herrschaft zu untermauern.

Stadtführer und Reiseleiter Konstanz, Reiseleiter Bodensee, Helmut Bischoff Reiseleiter Stadtführer Helmut Bischoff

Einerseits zeigt diese Geschichte die Wichtigkeit des Konzils von Konstanz, aber auch die politische Bedeutung, die Konstanz selbst im frühen 15. Jahrhundert hatte.

 

Als gebürtigen Nürnberger freut es unseren Stadtführer und Reiseleiter Helmut Bischoff natürlich besonders, dass sowohl seine Geburtsstadt als auch Konstanz historisch so bedeutend miteinander verbunden sind.

Noch mehr Stadtgeschichte von Konstanz mit nicht weniger bedeutenden Ereignissen erfahren Sie bei einer Stadtführung mit uns. 

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